„Das Institut“ von Stephen King

Photocredits: Steffi

Was hat Stephen King mit Yoga zu tun? Ob der Meister des Horror selber Yoga praktiziert, weiss ich nicht. Was ich hingegen weiss: sein neustes Werk ist schlichtweg genial*. Und ich habe in – oder vielleicht eher zwischen – seinen Zeilen sehr viel yogisches entdeckt.

Ein Zitat aus diesem Buch hat es sogar in meine Zitatesammlung geschafft – als erstes aus diesem Genre:

„Es war so einfach und doch eine Offenbarung: Was man für sich selbst tat, verlieh einem Kraft.“

Es geht also darum, einen Fokus zu setzen und sich bewusst zu werden, wohin denn die Energie fliesst. Auf Englisch klingts schöner: „Energy flows, where the attention goes.“ Bewusstwerdung hilft – und wie sie den Kindern im Institut half! Doch das müsst ihr selber lesen.*

Svadhyaya – Selbsterforschung

Von Innen heraus etwas tun, den eigenen Antrieb finden – diese Erkenntnis war nicht nur für die Kinder im Institut eine Kernerfahrung, sondern auch für mich selbst auf meinem Yogaweg. Seit dem 21. August 2018 schreibe ich nach dem Aufstehen meine Morgenseiten und habe mir dadurch eine tägliche Svadhyaya Praxis erarbeitet. Svadhyaya bedeutet unter anderem Selbsterforschung und ist eines der fünf Niyamas. Durch diese tägliche Praxis bin ich in immer tiefere Schichten vorgestossen und habe eine Instanz entdeckt, die es mir erlaubt Routinen, Anleitungen, Empfehlungen zu betrachten und dann einen Schritt zurückzutreten und mich zu fragen: Was kann ich davon gebrauchen? Was tut mir gut? Wie kann ich das vorhandene gegebenenfalls anpassen, so dass es für mich auch förderlich ist?

Das klingt jetzt sehr theoretisch, was meine ich damit? Oftmals sehen wir bei anderen ausgeklügelte Routinen oder wir lesen darüber, was wir alles machen könnten und was diese Routinen anderen gebracht haben. Genau das habe ich im vorherigen Abschnitt selber ja auch gemacht.
Oftmals beeindrucken uns diese Routinen, wir wollen auch so tolle Resultate erreichen oder spüren, dass es uns gut täte Routinen zu haben. Also versuchen wir es, sind anfänglich auch topmotiviert bis es dann wieder nachlässt und wir die Routinen nicht weiter praktizieren. Es ist gut, Routinen auszuprobieren, keine Frage. Es ist jedoch auch genauso wichtig zu erforschen – und da wären wir wieder bei Svadhyaya – was uns davon gut tut, was uns mehr stresst, denn nützlich ist und daraus abzuleiten, was wir vielleicht anpassen könnten. Denn nur, wenn wir eine Routine ausschliesslich für uns selbst praktizieren, kann sie uns Kraft verleihen, die den Aufwand einer regelmässigen Praxis deutlich übersteigt und uns so auch die nötige Motivation gibt.

Über Autoritätsgläubigkeit

Oftmals sehe ich jedoch eine ausgeprägte „Autoritätsgläubigkeit“, die verhindert, dass wir diesen einen Schritt zurück in die Betrachtung machen, dass wir Distanz schaffen und dann durchaus kritisch überprüfen, was denn nun zu uns passt und was nicht. Wir scheinen zu glauben, dass wir Routinen nicht anpassen dürfen, dass sie nur dann funktionieren und zu genauso tollen Ergbnissen führen, wenn wir sie 1:1 übernehmen. Ob das nun bewusst oder unbewusst geschieht, das kann man wohl nicht allgemeingültig sagen. Doch dass es geschieht, ist für mich offensichtlich. Das fängt bei so kleinen Dingen wie YouTube Videos an, wo es Menschen gibt, die keine langen Videos schauen, weil sie nicht mehr als zehn bis fünfzehn Minuten am Stück schauen möchten. Dass man ein langes Video jederzeit pausieren und einfach später weiterschauen kann, das scheint aus mir unerfindlichen Gründen nicht zur Diskussion zu stehen. Weshalb eigentlich?

Kleine Entscheidungen können grosse Auswirkungen haben. Das wird uns im Buch mehrfach deutlich vor Augen geführt, doch auch im Real Life kann man das durchaus beobachten. Wir verfügen demnach auch über grosse Macht – nutzen wir sie im täglichen Leben!

Angst als Ratgeber

Was Stephen King wie kein zweiter beherrscht, ist das Beobachten von Menschen und deren Verhalten. Im Verlaufe des Buches kommt die Geschichte an einen Punkt, an dem viele Charaktere beginnen aus Angst zu handeln, ja sich komplett von der Angst leiten zu lassen. Dabei ist Angst der schlechteste aller Ratgeber und beraubt uns unserer inneren Weisheit oder auch inneren Instanz, welche bisweilen auch als innerer Guru bezeichnet wird. Wikipedia definiert Angst als ein „Grundgefühl, das sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert“. Darauf reagiert der Mensch, indem er versucht diesen unangenehmen Gefühlen zu entkommen, anstatt einen Schritt zurückzutreten und die Situation nochmals aus der Distanz zu betrachten und erst zu verstehen, was denn genau geschieht, bevor er handelt. In der Yoga Philosophie gehört Dvesha – Ablehnung oder vor etwas davonlaufen – zu den fünf Kleshas. Kleshas sind Strukturen oder Muster in unserem Geist, welche Auswirkungen auf unser Verhalten haben und als Wurzeln all unseres Leidens gesehen werden.

Kleshas

Diese impulshafte Handlung sich möglichst sofort von Unangenehmem zu entfernen, verengt den Fokus und führt dazu, dass wir schlechte Entscheidungen treffen. Ziel wäre es also, dieses wie auch die anderen Kleshas zu überwinden, was zugegebenermassen nicht immer einfach ist. Sri Patanjali zeigt uns dazu in seinen Yoga Sutras verschiedene Wege auf.*

Als letzten Punkt möchte ich noch auf etwas eingehen, das ich nicht einer bestimmten Passage des Buches zuordnen kann. Es handelt sich mehr um ein unterschwelliges Gefühl, das mich vor allem gegen Ende des Romans beschlich:

Könnte sich die Geschichte nicht auch komplett im Innern eines Menschen abspielen?

Die Kinder im Institut stünden dann für die abgespaltenen Aspekte unseres Selbst, welche wir ganz tief unten „verstauen“. Als Yogini rate ich dringend, die nicht immer einfache Schattenarbeit in Angriff zu nehmen, um diese Anteile wieder zu integrieren. Wenn uns dies gelingt, wird plötzlich sehr viel Energie frei. Energie, die vorher darauf verwendet werden musste, diese abgespaltenen Aspekte von uns fern zu halten, zum Schweigen zu bringen, kurzum den Deckel draufzuhalten. Diese freigewordene Energie können wir dann in unsere Routinen investieren oder wir stellen plötzlich fest, dass wir ja doch unglaublich kreative Menschen sind. Ob und wenn ja wie diese abgespaltenen Aspekte im Buch wieder zusammengeführt werden, müsst ihr jedoch selber lesen.

Falls ihr euch gerne eine Rezension zum Buch anschauen möchtet, kann ich euch den Booktube-Kanal von Steffi wärmstens empfehlen.

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